Eines Tages in Afrika. Der alte Mann in einem Savannendorf saß zwischen Akazien vor der glutroten Sonne und rauchte seine Pfeife. Ein Bild wie gemalt. Safaritouristen knipsten und der Mann winkte sie zu sich. „You know“, sagte er ihnen mit einem vielsagenden und verschmitzten Lächeln, „we are the people, not the animals“. Südafrika ist eines der schönsten Länder der Erde und Kapstadt eine der schönsten Städte auf diesem Planeten. Der nächtliche Blick auf den Tafelberg und die glitzernde City in der Bucht rauben manchen Besuchern bisweilen den Atem – und ein Blick hinter diese und andere so traumhafte Kulissen schon mal den Schlaf. Doch Land und Leute lassen sich weder auf wunderbare Safaris und Sonnenuntergänge noch auf Kriminalität oder die Aids-Katastrophe reduzieren. Dieses Buch führt nicht von einer Traumwelt in die nächste, sondern auf eine Entdeckungsreise von Mensch zu Mensch. Die Fotos und Kurzgeschichten erzählen von Träumern, Entdeckern, von (Überle- bens-) Künstlern, Optimisten, aber auch von Verzweifelten und der Welt, in der sie leben. Die wenigsten weißen Südafrikaner in den großen Ballungszentren um Kapstadt oder Johannesburg haben zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid je ein Township von innen gesehen, geschweige denn erlebt. Sie haben Angst davor, oder es kümmert sie nicht. Aber Millio- nen schwarzer und farbiger Südafrikaner kennen beide Extreme und beide Welten. Jene, in der die Austern geschlürft werden und jene, in der an den Knochen genagt wird. Viele von ihnen wandern frühmor- gens für einen guten oder einen bescheidenen, oft aber auch für einen Hunger-Lohn, als Hausmädchen, Handlanger, Landarbeiter oder Kofferträger auf die Felder oder in die Paläste der Weißen und nächs- ten wieder zurück in ihre Hütten. Manche nennen das ein Glück. Sie haben Arbeit. Anderen gelingt es, auszubrechen. Millionen jedoch bleiben in den Ghettos. Aber selbst wenn dabei Tränen fließen, wei- nen sie nicht, sondern sie singen. Peter Maurer und Meinrad Heck